arbeiter_in_bewegung

Mitte August verwandelte sich das Gelände zusehends in einen umgepflügten Acker. Seit zwei Monaten pendelten die Arbeiter aus dem Jerichower Land nun schon zwischen Sachsen/Anhalt und Niedersachsen hin und her.

Seit sie die Häuser und Hütten abgerissen hatten, konnten sie der unerbittlich scheinenden Sonne noch weniger ausweichen. In den Pausen zogen sie sich ins letzte verbliebene Gebäude zurück. Vermutlich hatten sie es gerade deswegen noch verschont und sich den Fachwerkbau bis zum Schluss aufgehoben. Dass dieser zuvor von einem Hundeverein genutzt worden war, ließ sich noch an den vergitterten Fenstern und diversen Hundeaufklebern erkennen.

Bald würde nun auch dieses letzte Gebäude abgerissen werden. Es wurde Zeit für mich, sich von den Arbeitern zu verabschieden. Seit Mitte Juni hatte ich mir das Open-Air-Atelier mit den „Kollegen“ aus dem Jerichower Land geteilt. In der Regel wartete ich ab, bis sie Feierabend machten, damit das Feld frei war und ich mit meiner Arbeit beginnen konnte. Statt mich bei meinen neuen Nachbarn persönlich vorzustellen, hielt ich es für klüger, Ihnen ein Gastgeschenk zu hinterlassen. So gefährdete ich nicht meinen Arbeitsplatz, leugnete aber auch nicht meine Anwesenheit. Von da an betrachtete ich sie als potenzielle Mitspieler.

Als die Männer am 26. August 2019 vom Wochenende wieder zur Baustelle zurückkehrten, erwartete sie im Foyer zum Pausenraum eine improvisierte Foto-Ausstellung. An diesem Tag sollten sie auch erfahren, wer für die Bilder, auf denen sie teilweise selbst zu sehen waren, verantwortlich ist. In dem im Foyer platzierten Begleitbuch kündigte ich meinen Besuch zur Mittagszeit an.